Die Zeit auf dem Mars vergeht schneller: Neue Forschungsergebnisse beziffern den Unterschied

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Aktuelle Forschungen von Physikern des National Institute of Standards and Technology (NIST) haben genau quantifiziert, wie unterschiedlich die Zeit auf dem Mars im Vergleich zur Erde vergeht. Die Uhren auf dem Roten Planeten ticken im Durchschnitt 477 Mikrosekunden (477 Millionstelsekunden) pro Tag schneller als die auf der Erde. Obwohl diese Diskrepanz scheinbar winzig ist, ist sie entscheidend für die Koordinierung von Missionen, die eine sekundengenaue Präzision auf mehreren Planeten erfordern.

Relativität und Gravitationszeitdilatation

Der Unterschied ergibt sich aus Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, die besagt, dass die Schwerkraft die Zeit beeinflusst. Stärkere Gravitationsfelder verlangsamen die Zeit, während schwächere Felder sie schneller ablaufen lassen. Die höhere Masse der Erde erzeugt eine stärkere Anziehungskraft, wodurch die Zeit langsamer vergeht als auf dem Mars, wo die Schwerkraft aufgrund seiner geringeren Größe schwächer ist. Dieser Effekt ist nicht nur theoretisch; Dies wird bereits in Systemen wie GPS-Satelliten berücksichtigt, wo Atomuhren im Orbit aufgrund der geringeren Schwerkraft und Relativgeschwindigkeit schneller laufen.

Ein Vier-Körper-Problem

Die Berechnung der Marszeit ist komplexer als die der Mondzeit, die NIST zuvor standardisiert hatte. Die Zeitmessung des Mondes wird durch das Gravitationswechselspiel zwischen Erde, Sonne und Mond beeinflusst. Beim Mars handelt es sich jedoch um ein „Vierkörperproblem“, bei dem Sonne, Erde, Mond und Mars berücksichtigt werden. Dies liegt daran, dass der Mars eine schwächere Oberflächengravitation (fünfmal weniger als die der Erde) und eine exzentrischere Umlaufbahn hat, was zu größeren Schwankungen seines Gravitationspotentials führt.

Schwankungen in der Marszeit

Der durchschnittliche Zeitunterschied von 477 Mikrosekunden pro Tag auf dem Mars ist nicht konstant. Die Diskrepanz variiert täglich um bis zu 266 Mikrosekunden während eines Marsjahres (das 687 Erdentage lang ist). Dies liegt daran, dass die Umlaufbahn des Mars elliptischer ist als die der Erde, was dazu führt, dass der Gravitationseinfluss der Sonne stärker schwankt. Darüber hinaus ist der Tag des Mars länger als der der Erde und benötigt für eine vollständige Umdrehung zusätzliche 40 Minuten.

Die Zukunft der interplanetaren Zeitmessung

Präzise Zeitmessung wird für die zukünftige Weltraumforschung immer wichtiger. Da bemannte Missionen zum Mars immer wahrscheinlicher werden, wird eine genaue Synchronisierung zwischen Erde, Mond und Mars für Navigation, Kommunikation und Missionsabläufe von entscheidender Bedeutung sein. Die Forschung des NIST stellt einen entscheidenden Schritt zur Schaffung einer skalierbaren interplanetaren Zeitmessinfrastruktur dar, die eine autonome Synchronisierung im gesamten Sonnensystem gewährleistet.

„Der Zeitpunkt ist genau richtig für Mond und Mars“, erklärt Patla. „Damit sind wir der Verwirklichung der Science-Fiction-Vision einer Expansion im gesamten Sonnensystem am nächsten gekommen.“